Umgang mit Risiko und Unsicherheit

Der Mensch ist von seiner Natur aus nicht besonders gut darauf vorbereitet Risiken abzuwägen. Unser Gehirn reagiert oft irrational auf mögliche Gefahren und deren Bewertung. Ein gutes Beispiel dafür ist die unterschiedliche Bewertung der Sicherheit von Flug- und Autoreisen, trotz aller Kenntnis der Unfallzahlen.

Die langfristige Auswirkungen von Verhaltensweisen sind nicht besonders im Bewusstsein präsent. Sonst würde wohl kaum noch jemand zu den Rauchern gehören, regelmäßig zu viel essen oder ein gesunder Mensch auf ausreichend Bewegung verzichten.

Viele kennen bestimmt das Problem, sie wollen wirklich unbedingt schlanker werden und dennoch werden sie gerne von der Pizza, Schnitzel und Süßigkeiten verführt. Der kurzfristige Genuss überlagert die Gedanken an den langfristigen Plan.

Wir müssen daher oft unsere Instinkte überlisten um unsere Ziele zu erreichen. Das gilt besonders für die Integration von Unsicherheiten in unsere Lebensplanung.

So wird gerne das Sparbuch als sichere Anlage behandelt, dabei aber übersehen, das gerade in Deutschland zwei Währungsreformen viel Kapital vernichtet hat. Diese Sichtweise macht selbst vor Finanzministern keinen Halt. Viele werden sich noch an die „Euro“-Krise erinnern, die Gefahr einer Geldentwertung besteht also offenbar weiterhin. Dennoch sagt unser Bauch Gkled unter dem Kopfkissen sei sicher.

Die Inflation ist auch nicht intuitiv zugänglich. Kaum einer ist sich stets bewusst, dass Geld langfristig immens im Wert verlieren kann und somit einem sehr hohen Verlustrisiko ausgesetzt ist.

Mit Immobilen in den neuen Bundesländern haben viele Investoren viel Geld vernichtet und haben die Wertstabilität dieser Anlageklasse (aka. Betongold) intuitiv falsch eingeschätzt.

Die Börse gilt als Zockerparadies. Die erste Reaktion eines konservativen Sparer, wenn das Thema auf Aktien kommt, ist jedoch stets nicht zwischen Spekulation (hochriskant) und Investition (langfristig sehr sicher) zu unterscheiden.

Das aus meiner Sicht größte Verständnisproblem beim Anlegen liegt in der naiven Bewertung der Schwankungen (Volatilität) von Anlageklassen. Unten sehen Sie die Schwankungen des amerikanischen S&P500 Index innerhalb eines typischen Monats, ähnlich wie man es aus den täglichen Nachrichten über den Dax kennt.

1 Monat S&P500

Einen derartigen Ausschnitt können Sie beinahe in jedem einzelnen Monat der Historie finden. In der New-Economy-, der Finanz- und der Coronakrise brachen die Kurse mittelfristig um mehr als 50% ein.

Das verleitet nicht unbedingt dort dabei sein zu wollen und die eigene Zukunft von dieser Entwicklung abhängig zu machen. Nur hilft einem diese zu kurzfristige Betrachtung nicht wirklich weiter. Die nächste Grafik stellt den S&P500 Index über 30 Jahre dar. Der langfristige Trend ist für jedermann klar erkennbar.

30 Jahre S&P 500

Dieser Zeitraume ist in der Altersvorsorge nicht besonders lang, im Gegenteil, wenn man die Entnahmephase mit betrachtet, geht es meist um mehr als 60 Jahre nach dem Start ins Berufsleben. So kann man von ca. 6-8% langfristigem Zuwachs (ohne Kosten, Inflation und Steuern) ausgehen.

Diese fehlende Risikokompetenzen führt leider in vielen Fällen zu Selters statt Sekt im Ruhestand. Lesen sie auf diesem Blog, wie es anders laufen kann.

Wie riskant ist der Aktienmarkt?

Ein bedauerlicher Denkfehler vieler Menschen führt dazu, dass die Chancen des Aktienmarktes von vielen Sparern nicht genutzt werden. Dieser Denkfehler setzt das aus den Nachrichten bekannte Risiko von Einzelaktien mit dem einer Investition in Tausende von weltweiten Aktien in einem Korb/Index gleich. Besonders in Deutschland hat der wenig erfolgreiche Telekom-Kursverlauf der Aktienkultur einer ganzen Generation dauerhaften Schaden zugefügt.

Jeder ist sich bewusst, dass einzelne Firmen schwere Krisen durchlaufen oder gar insolvent werden können. Besonders viel Aufmerksamkeit wird auf Fälle wie z.B. Wirecard gelegt, in denen auch noch kriminelle Machenschaften den Kurs manipulieren. Auf der anderen Seite sind Kursentwicklungen wie Amazon, Microsoft, Tesla oder Netflix nahezu atemberaubend.

Nur möchte wahrscheinlich niemand sein angespartes Altersvorsorgekapital solchen heftigen Schwankungen ausgesetzt sehen. Die wissenschaftlich bestätigte Lösung nennt sich Diversifikation, heißt Risikoverteilung über Länder, Branchen und Unternehmensgrößen.
Das geht seit einigen Jahren extrem kostengünstig mit Produkten, die weltweite Aktienkörbe wie beispielsweise den MSCI World World Index abbilden. Aktuell 1557 Aktien aus 23 entwickelten Ländern. Wenn hier ein Unternehmen im Kurs einbricht, hat das kaum Auswirkungen auf den Gesamtkurs.

Ein reales Ruhestandsdepot nach dem Corona-Crash 2020

Systematische Risiken wie Börsenkrisen (Finanzkrise, Corona, u.v.m.) treffen allerdings auch diese Indizes und so dauert es meist ein paar Jahre bis die Vorkrisenwerte wieder erreicht sind, aber seit es die Börse gibt, geht es langfristig mit den Kursen nur nach oben.

Der S&P500 Index und die letzten „Crashes“

Fazit: Breit gestreut, mit langfristigem Horizont sind Aktien bisher noch immer ein sehr rentables Investment gewesen und damit weniger riskant als die meisten anderen Anlageformen.

Entsparen heißt Kapital entnehmen

Die einfachste Form eines Entsparplans ist die konstante Entnahme eines Anteils aus dem Kapital. Um 30 Jahre lang jeden Monat 100€ unter dem Kopfkissen hervorzuholen, müssen dort anfangs 36.000€ versteckt sein.

Wenn aber die Inflation berücksichtigt wird, sind die 100€ nach 20 Jahren 70€ und nach 30 Jahren real nur noch 58€ wert. Daher sollte man lukrativer anlegen.

Die heutigen Zinsen liefern bei Bank- und Versicherungsprodukten kaum bessere Ergebnisse. Doch glücklicherweise gibt es noch die Investition in Aktien, Anleihen und Immobilien um auskömmlicher leben zu können.

(ETF-)Sparpläne sind bei den Direkt-Banken sehr beliebt, entsprechende Entnahmepläne werden aktuell jedoch noch recht wenig angeboten. Mit etwas Suche findet man aber geeignete Anbieter, wie z.B. ebase oder finvesto.

Mithilfe der Modelle unserer Entsparplan-Rechner können Sie simulieren mit welchem Betrag man historisch betrachtet aus einem Wertpapier-Depot ggf. lebenslang rechnen kann.

Was mache ich jetzt mit dem ganzen Geld?

Diese wesentliche Frage stellt sich umgehend, wenn man einen größeren Geldbetrag erhält und sich bisher noch nicht für bevorzugte Anlageformen entschieden hat.

Ein häufiger Fall ist, dass ein einmaliger Geldbetrag den Ruhestand aufbessern soll. Dabei gilt zwischen den Zielen konstante Auszahlungshöhe, lebenslange Dauer und Einkommensmaximierung abzuwägen.

Dieses Magische Dreieck kann nur teil-optimiert werden, jede Steigerung eines Aspekts bedingt die Schwächung eines anderen.

Da Konsumverhalten, Risikoneigung und Finanzbildung sehr unterschiedlich ausgeprägt sind gilt es die passende Entscheidung für den Anleger bzw. die Bedarfsgemeinschaft zu bestimmen. Dazu werden zahlreiche Anlageklassen zur Ruhestandsfinanzierung empfohlen:

  • Sofortrentenversicherung
  • Bank-Auszahlplan
  • Festgeld oder Sparbriefe
  • offene Immobilienfonds
  • Exoten wie Windparks oder Solarfelder
  • vermietete (Ferien-)Immobilie
  • Wertpapierdepot mit Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Fonds oder ETFs

Bei allen Anlagen sollte man sich stets fragen, wer daran alles verdient und wie kalkulierbar die Kosten und Erträge für die Laufzeit sind. Viele Anbieter schneiden sich eine Scheibe vom Kuchen ab, und liefern oft keinen Mehrwert für den Anleger.

Aufgrund der niedrigen Zinsen, unflexiblen Bedingungen, unsicheren Subventionen oder hohem Verwaltungsaufwand scheiden für uns die ersten fünf Anlageklassen aus. Wer schon zeitlebens Vermieter war, der wird auch zukünftig vermutlich sein Einkommen aus Immobilien bestreiten wollen und den Aufwand mit den Mietern und Objekten gerne dazu in Kauf nehmen. Das gilt aber sicher nicht für den Standardrentner, der neue Verpflichtungen vermeiden will.

Wir favorisieren und nutzen ausschliesslich Wertpapierdepots zum Be- und Entsparen. Daher dreht sich unsere Seite auch primär um diese Anlageform. Zu den Vor- und Nachteilen der anderen Formen findet sich hier ein guter Artikel der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg: „So können Sie eine Rente aus einer Geldanlage beziehen„.

Die Stiftung Warentest hat den Begriff „Pantoffeldepot“ geprägt. Sehr bequem und simpel wie ein Paar Hausschuhe kann ein derartiges Wertpapierdepot eine mühelose und lukrative Ruhestandsfinanzierung ermöglichen. Denn man darf nicht vergessen, dass viele den Ruhestand geniessen und nicht unbedingt viel Mühe und Zeit auf die Verwaltung der Einkommensquelle verwenden möchten.